Bivoltine Maiszünsler

In Deutschland kommt vorherrschend eine Generation (univoltine) des Maiszünslers vor, allerdings tritt seit 2003 in Südbaden auch eine zweite Generation (bivoltine Maiszünslerrasse) auf. Im südlichen Europa treten sogar 2 bis 3 Generationen auf. 2015 war ein starker Flug der bivoltinen Maiszünslerrasse zu beobachten, partiell wurden auch Puppen einer 3. Generation gefunden. Auch in dem neuen Befallsgebiet in Nordbaden haben wir Puppen gefunden, die das beginnende Vorkommen der bivoltinen Rasse ankündigten.

Die bivoltine Maiszünsler-Rasse (zwei Generationen/Jahr) kommt seit Jahrzehnten in Südfrankreich, Italien, Spanien und in der Schweiz entlang des Genfer Sees und im Tessin vor. In einigen Regionen Nordamerikas tritt der Maiszünsler sogar in drei Generationen auf, aus China wird von bis zu 6 Generationen berichtet.

Schon im heißen Sommer 2003 mehrten sich die Hinweise auf das Vorkommen einer 2. Generation des Maiszünslers. Im Spätsommer 2006 haben wir Rahmen der Versuche zum DBU-Projekt Helicoverpa, südlich von Freiburg außergewöhnlich viele Maiszünsler in der Lichtfalle gefangen und in den Maispflanzen kleine Larven gefunden. Dies war der Beginn der Aufzeichnung der 2.Generation in Deutschland. Nach einem starken Anstieg in den Jahren 2007 und 2008 hat sich diese Rasse in Südbaden etabliert. Diese Rasse hat einen geringeren Temperaturbedarf für die Entwicklung, wodurch sie in der Lage ist, pro Jahr zwei Generationen hervorzubringen und zu vollenden.

Der Befall durch die bivoltine Rasse unterscheidet sich von der univoltinen Rasse durch das erste Schadbild. In den Blättern der jungen Maispflanzen finden sich Reihen kreisrunder Löcher, die die Larven in die eingerollten Blätter fressen.

Neues Befallsgebiet in Nordbaden

Ende Mai 2016 hat in St. Leon-Rot (einem unserer wärmsten Beobachtungstandorte im nördlichen Baden-Württemberg, die Verpuppung der univoltinen Maiszünsler-Rasse) gerade begonnen, da fanden wir bei einer weiteren Kontrolle auf einem Standort bei Mannheim bereits leere Puppenhüllen. Beim anschließenden Keschern wurden sowohl männliche als auch weibliche Falter gefangen, die über Nacht im eigens aufgestellten Käfig Eier abgelegt haben. Der Standort wurde 2017 intensiv beobachtet und der Verdacht hat sich bestätigt.

Die Verpuppung der bivoltinen Maiszünsler erfolgt bereits Anfang Mai und die Falter beginnen Mitte bis Ende Mai mit dem Flug und der Eiablage. Die Entwicklung vom Ei zur Larve dauert 3 -7 Tage und bereits Ende Juli haben diese Larven ihre Maximalgröße (L5) erreicht und sind bereit für die Verpuppung. Anfang/Mitte August schlüpfen die Falter und fliegen bis in den September hinein. Die Larven, die aus diesen Eiern schlüpfen, fressen bevorzugt an den reifenden Kolben und verursachen dadurch großen Schaden. In der Folge siedeln sich an den Fraßstellen auch Fusariumpilze  an. Die Larven können sich bis zum Winter soweit entwickeln, dass eine Überwinterung gelingt.

Wichtig ist es, dass die Bekämpfung gleich beim Erscheinen der ersten Generation beginnt. Da diese bereits Ende Mai fliegt, muss die erste Ausbringung zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Ab 2009 wurden erstmals auf Empfehlung der LTZ Karlsruhe drei Einsätze der Nützlinge (1. Ende Mai, 2. Mitte Juni, 3. Ende Juli) mit insgesamt 500.000 Tieren/ha ausgebracht.

Eine weitere Bedrohung des Zuckermaises stellen die großen Larven des Baumwollkapselwurms Helicoverpa armigera dar. Ein aus dem Mittelmeerraum einwandernder Schädling, der wie der Maiszünsler, viele verschiedene Pflanzen befällt und durch den Fraß erheblich schädigt. Helicoverpa entwickelt sich regional seit 2015 zu einem Problem, die großen Larven verursachen im Zuckermais schmerzhafte Schäden am Kolben.