3. Mottenbekämpfung im Lager

Vorratsschädigende Motten (Dörrobst-, Mehl- oder Getreidemotten) sind weit verbreitete Schädlinge in Betrieben der Lagerung und Lebensmittelverarbeitung. Gefährdete Waren sind Getreideprodukte, Nüsse, Gewürze, Tees, Nudeln, diverse Süßwaren, wie z.B. Schokolade. Oft sind auch Tierfutter, vor allem Vogel- und Körnerfutter befallen.

Ein Befall durch Lebensmittelmotten ist unappetitlich und unter Umständen auch gesundheitsgefährdend. Durch die Fraßtätigkeit der Larven werden Lebensmittel verdorben, der Verzehr befallener Lebensmitteln kann zu allergischen Reaktionen, Schleimhautreizungen bis hin zu Darmerkrankungen führen. Auf den Kotresten siedeln sich zu dem Milben und verschiedene schädliche Pilze an. Von Vorratsschädlingen befallene Lebensmittel sind deshalb nur noch bedingt verkehrsfähig und müssen entsorgt werden.

Aussehen und Lebensweise der Dörrobstmotte (Plodia interpunctella)

Am häufigsten kommt auch im Lager die sog. Lebensmittelmotte vor, die Dörrobstmotte Plodia interpuncutella. Die Falter sind sehr leicht an der markanten Flügelfärbung zu erkennen (auf den Vorderflügeln bronzefarbene Binden auf silberfarbenem Grund), Größe ca. 1 bis 1,5 cm. Die Larven sind gelblich-weiß gefärbt und werden bis 1,5 cm groß.

Die weiblichen Falter legen ihre Eier (200-300 Eier/Weibchen) an oder in direkter Nähe zu Lebensmitteln ab. Schon kurze Zeit später schlüpfen die kleinen Larven und beginnen mit dem Fraß. Anschließend wandern sie umher und suchen nach einen geeigneten Versteck um sich zu verpuppen.

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Bei Zimmertemperat dauert die Larvenentwicklung etwa 4 Wochen. Nach weiteren 10 Tagen schlüpft die nächste Generation der Falter.

Im Lager können im Einzelfall auch die Mehlmotte Ephestia kuehniella, die Getreidemotte Sitotroga cerealella, der Mehlzünsler Pyralis farinalis, sowie diverse Speichermotten auftreten. Die Eier dieser Motten werden von Trichogramma angenommen.

Grundregeln zur Befallsvermeidung

  • Die Schädlinge gelangen oft mit dem Wareneingang ins Lager. Beim Wareneingang bzw. spätestens vor der Einlagerung sollte die Partie auf Schädlingsbefall kontrolliert werden (ein Befall ist erkennbar an den versponnenen Kotkrümmeln, Gespinnsten oder Fraßschäden an der Verpackung).
  • Erkennbar befallene Waren müssen separat gelagert werden.
  • Verpackungen aus Folie oder Papier bieten keinen Schutz vor Schädlingsbefall.
  • Warenbestand regelmäßig kontrollieren und Waren nicht überlagern: je länger Vorräte lagern, desto größer ist die Gefahr eines Schädlingsbefalls.
  • Waren nicht offen lagern, nach Möglichkeit in dichtschließende Behälter umpacken.
  • Vorräte immer trocken und nach Möglichkeit so kühl wie möglich lagern.
  • Einfache und glatte Regalstrukturen bieten den Schädlingen weniger Schlupfwinkel und erleichtern die Reinigung.
  • Fensteröffnungen mit Fliegengitter sichern, um den Zuflug zu verhindern.
  • Ein Monitoringsystem ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches Schädlingsmanagement.
  • Pheromonfallen dienen allein der Kontrolle der Schädlinge und sind kein effektives Bekämpfungsmittel. Es werden nur Männchen gefangen, die Weibchen legen weiterhin Eier ab.
  • Helfen alle vorbeugenden Maßnahmen nicht, dann Schlupfwespen zur Mottenbekämpfung einsetzen. Die winzig kleinen Schlupfwespen (kleiner als 0,4 mm) sind in der Lage, die Motten effektiv und umweltfreundlich zu bekämpfen.

Bekämpfung der Eier

a) Die TrichoKarte ist eine seit vielen Jahren bewährte Ausbringungseinheit für Trichogramma-Schlupfwespen. Sie wird millionenfach im Freiland, im Unterglasanbau, in der Lagerhaltung und privaten Haushalten eingesetzt.

Die TrichoKarte VORRAT wird standardmäßig mit 2000 parasitierten Eiern einer Trichogramma evenasecens (für eine Ausbringung alle 14 Tage) oder 3000 parasitierten Eiern (für eine Ausbringung alle 21 Tage) belegt. 3000 parasitierte Eier belegen eine Fläche.

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Trichogramma-Schlupfwespen sind Eiparasiten, d.h. sie suchen die abgelegten Eier der Motten, legen ihre eigenen Eier darin ab, und statt einer Mottenlarve schlüpft eine nützliche Schlupfwespe. Dieser Kreislauf wiederholt sich, solange Motteneier vorhanden sind. Finden die Schlupfwespen keiner Motteneier mehr, dann sterben sie aus.

Um den Entwicklungszyklus der Motten wirksam zu unterbrechen, sind mind. vier Freilassungen der Schlupfwespen im Abstand von jeweils 14 Tagen notwendig. Alternativ können im Lager die 3000er Karten alle 3 Wochen eingesetzt werden.

Je nach Vorbefall und Gefährdungssituation müssen die Ausbringungen über die ganze Saison (Frühjahr bis Herbst) durchgeführt werden.

Die  Qualität entscheidet!

Wir züchten seit über 20 Jahren Trichogramma-Schlupfwespen zur biologischen Bekämpfung verschiedener Schadschmetterlinge. Die Zucht von Nützlingen erfordert viel Erfahrung und Sorgfalt. Unsere Ausbringungssysteme, z.B. die TrichoKarte, sind erprobte und seit vielen Jahren in der Praxis etablierte Verfahren.

Beim Einsatz von Nützlingen ist eine fundierte Beratung wichtig. Wir beraten Sie gerne.

Bekämpfung der Larven

b) Die Brackwespe Bracon hebetor, auch Habrobracon hebetor genannt, ist eine der am besten untersuchten Schlupfwespen im Vorratsbereich. Sie lähmt die  Mottenlarven durch einen Einstich, worauf diese sofort zu fressen aufhören. Auf diese Weise sichert sich die Brackwespe mehrere Larven und beginnt danach mit der Eiablage. Das Bracon-Weibchen legt ihre Eier außen an den Larven ab. Die jungen Wespenlarven saugen solange an der Mottenlarve bis nur noch die vertrocknete Hülle übrig bleibt. Anschließend bilden die Wespenlarven Mini-Seidenkokons, aus denen die neue Generation Brackwespen schlüpft.

Auch diese Schlupfwespen orientieren sich am Geruch der Mottenlarven und ihren Exkrementen. Sie können den Schädlingen in kleinste Ritzen und Spalten folgen und selbst die überwinternden Larvenstadien in ihren Gespinsten werden parasitiert.

Wir empfehlen einen Einsatz sobald Tageshöchst-Temperaturen von 20°C erreicht werden. Das Optimum für die Schlupfwespenentwicklung liegt zwischen 25-30°C, kurzzeitig werden auch Höchsttempertauren bis zu 35° toleriert. Der Einsatzzeitraum liegt zwischen Mitte April und Ende September.

Empfehlenswert ist der Einsatz zur Leerraumbehandlung (nach einer gründlichen mechanischen Reinigung) sowie zur Einlagerung des Getreides. Trotz einer gewissen Ansiedlung und Weitervermehrung, sollten die Mehlmottenschlupfwespen wiederholt freigelassen werden, um einen ausreichenden Bekämpfungsdruck aufzubauen.

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Folgende Schädlinge können mit der Mehlmottenschlupfwespe bekämpft werden:

  • Mehlmotte (Ephestia kuehniella)
  • Dörrobstmotte (Plodia interpunctella).
  • Speichermotte (Ephestia elutella)
  • Wachsmotte (Galleria mellonella)

Der Einsatz der Mehlmottenschlupfwespe (gegen die Larven) kann in der Regel mit dem Einsatz der Trichogramma-Schlupfwespe (gegen die Eier) kombiniert werden. Im Getreidelager und in den verarbeitenden Betrieben, z.B. Mühlen oder Bäckereien werden damit gute Bekämpfungserfolge erzielt. Wichtig für eine Befallskontrolle und die Bestimmung des optimalen Einsatztermins ist ein Monitoring oder Überwachung durch den Einsatz von Pheromonfallen.

Anwendungsempfehlung für den präventiven Einsatz

Die erste Behandlung erfolgt zur Leerraumbehandlung oder direkt nach Einlagerung. Ausbringungsintervall: 14 Tage, Temperaturbereich 15-35°C. Die Aufwandmengen können von Lager zu Lager varieren.